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Kerstin

30. April 2021: Ich muss mal

Der Lockdown hat Deutschland fest im Griff. Keine Besuche, kaum Schule, Ausgangssperre und nach draußen darf man nur am Tage und auch nur zum Einkaufen der lebensnotwendigen Dinge. Ach, so, und natürlich ins Büro.


Puh. Zum Glück ist Spargel lebensnotwendig!! Nicht auszudenken, wenn das weiße Gold der Landwirtschaft jetzt auf den Feldern verenden müsste. So kann man also in NRW, Franken oder Brandenburg lecker lebensnotwendige Stangen zum Schnäppchenpreis von bis zu 19 Euro pro Kilo erstehen und mit dem ein-Personen-Besuch (mehr darf ja gerade nicht) ein richtiges Festessen veranstaltet werden.


Aber wehe, man muss danach zur Toilette.


Tja. Dummerweise ist aber auch der Toilettengang nach dem Festmahl nicht nur lebens-, sondern auch sehr schnell notwendig. Der Gemeine Spargel, mit botanischem Namen Asparagus officinalis (was übrigens vom griechischen spargáein abgeleitet ist, was so viel heißt wie „geschwellt sein, mit jungem Trieb sprießen“. Was für eine schöne Metapher.), wirkt nämlich ordentlich diuretisch, also harntreibend. Und etwa die Hälfte aller, die jemals Spargel gegessen haben, wissen was das bedeutet: Spargelpipi.


Es gibt immer wieder hochinteressante Diskussionen darum, warum nur diese 50% diesen charakteristisch-penetranten Geruch des eigenen (oder den der anderen, wenn der Toilettengang eben nicht lang genug hinausgezögert werden kann) Urins bemerken. Möglichkeiten gibt es ja mehrere:

  1. Pipi riecht, Nase riecht (was, wie wir nun wissen, etwa die Hälfte von uns betrifft)

  2. Pipi riecht, Nase riecht nichts

  3. Pipi riecht nicht, Nase riecht (aber dann nur das der anderen)

  4. Pipi riecht nicht, Nase riecht nichts


Dass Möglichkeit 1 richtig ist, ist, wie ich denke, hinreichend bewiesen. Aber welche der anderen Konstellationen ist denn nun richtig?


Ich habe das selbstverständlich für Euch recherchiert, damit Ihr beim nächsten Spargelessen mal wieder ordentlich angeben könnt.

Es ist tatsächlich alles möglich!

Zum einen fehlt einigen Menschen das Enzym, welches die im Spargel enthaltene Asparagusinsäure in die Methylsäureester 2-Propenthiosäure-S-methylester und 3-(Methylthio)thiopropionsäure-S-methylester spaltet, welche wiederum zu verschiedenen flüchtigen Schwefelhaltigen Verbindungen metabolisiert werden. Diese Menschen riechen also deshalb nichts, weil es einfach nichts zu riechen gibt.

Andere Menschen wiederum besitzen eine bestimmte Mutation im Gen eines Geruchsrezeptors, was zur Folge hat, dass die Nase besagte flüchtige Schwefelverbindungen einfach ignoriert. Sackgasse für Methylester sozusagen.


So. Und damit habt Ihr jetzt alle notwendigen Informationen zusammen, um den anderen beim Zoom-Saufen mal wieder gehörig auf die Nerven zu gehen. Wie schön, dass der Spargel nicht nur satt macht, sondern auch noch solche netten Geschichten beschert. Da wird der Lockdown immerhin nicht zur intellektuellen Sackgasse.


Habt ein schönes Wochenende!




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