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Kerstin

29. Januar 2021: Reiner Zufall

Wir Deutschen sind ja, im Gegensatz zu den Amis, nicht gerade bekannt dafür, unsere Erfolge vor uns her zu tragen. Wenn wir etwas besonders gut gemacht haben, freuen wir uns vielleicht darüber. Aber selten sagen wir einfach „Danke“ nach einem Lob, wenn wir etwas richtig gut gemacht haben. Statt dessen machen wir uns oft kleiner als nötig. „Ach, das war gar nicht so schwer“; oder, noch „besser“: „Das war reiner Zufall“.


Auch wenn viele jetzt – zu Recht – denken, dass ich in einigen Dingen ziemlich amerikanisch geworden bin: Ich finde wir können uns da ruhig ein wenig abschauen. Warum immer nur den anderen die Bühne überlassen? Oder, wer die Bühne so gar nicht mag, kann vielleicht mit Anerkennung und Blumen mehr anfangen…!? Holt Euch was Euch gehört! Anerkennung ist gut für uns alle.


Überhaupt ist dieses Wort „Zufall“ ja eines, über das man länger philosophieren kann. Im wahrsten Sinne des Wortes bedeutet es ja, dass uns etwas „zufällt“. Das klingt erstmal ziemlich passiv und ich finde, es wird der eigentlichen Bedeutung des Wortes gar nicht wirklich gerecht. Ich glaube nämlich nicht daran, dass uns einfach etwas zufällt, ohne dass wir auch selbst etwas dafür tun (von wenigen Ausnahmen mal abgesehen, aber bleiben wir mal bei den eigenen Erfolgen, um diese Freitagsmail nicht übermäßig kompliziert zu machen). Damit uns etwas zufällt, müssen wir irgendwie dafür bereit sein, offen sein. Denn sonst würde besagter Zufall unerkannt an uns vorbeifliegen und eben gar kein Zu-Fall sein.


Viel besser beschreibt das englische Wort, was in diesen Fällen passiert: Coincidence. Also eine Co-inzidenz, zu Deutsch ein Zusammentreffen von (mindestens) zwei Dingen, die irgendwie etwas Neues schaffen. Und damit kommen wir der Sache deutlich näher: Wir sind bereit und offen für unsere Aufgabe, und oftmals kommt genau in diesen Situationen die Co-inzidenz, zB in Form einer Hilfe, einer Kollegin, einer Entwicklung, die unsere Aufgabe leichter macht oder uns anderweitig ein Stück Erkenntnis bringt. Aber: Ohne unser aktives Zutun kann es keinen Zufall geben, davon bin ich überzeugt. Wie sonst hätte man die erstaunliche Erkenntnis gewinnen können, dass Frankreich, Polen, Finnland, Indonesien, die Niederlande und Thailand alle eigentlich zu Norwegen gehören? Beweis im Anhang, ein ganz klarer Fall von Coincidence im eigentlichen Sinne des Wortes.


Ich habe in den letzten Monaten den schönen Satz gehört: „It’s not bragging when it’s about facts“ (Es ist keine Angeberei wenn es um Fakten geht), und ich finde, da ist was dran. Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen können wir unsere Erkenntnisse, unsere Erfolge und unser Durchhaltevermögen mal ordentlich feiern und uns die Anerkennung abholen die wir verdienen. Wir sind nämlich alle ganz schön gut, dass wir uns an das komische COVID-Leben da draußen anpassen, unsere homegeschoolten Kinder immer noch lieben, füttern und soweit irgend möglich in ihrer sozialen Isolation unterstützen, nebenher die Pflichten gegenüber unseres Arbeitgebers erfüllen und dabei selbst einige mentale Krisen überstanden haben.


Also: Feiert den Zufall, denn er zeigt, wie gut Ihr selbst seid! Und dann feiert Euch selbst. Ich fang heute direkt damit an und feier Euch alle – denn ohne Euch wäre die Freitagsmail gar nicht da. Und dann würde nicht nur Euch etwas fehlen.


Empowernde Grüße!




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