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  • Kerstin

15. Juli 2022: Absurdistan

Es gibt ja Dinge, da braucht man eine Weile, um wirklich zu begreifen wie absurd die eigentlich sind. Damit meine ich jetzt nicht das aktuelle Weltgeschehen, auch wenn dieses wahrscheinlich so ziemlich alles toppt. Aber auch im Kleinen findet man immer wieder Dinge, die mit logisch-gesundem Menschenverstand nicht ohne Weiteres unsere Gehirnwindungen durchdringen. Eine dieser Kleinigkeiten ist zum Beispiel das angehängte Beispiel. Ein anderes ist die Einstellung des deutschen Finanzministers zum günstigen ÖPNV, welcher die Menschen zur „unnötigen Nutzung“ ebendieses bringe. Stimmt, nachher fahren wir zu wenig Auto, das wäre natürlich schlimm.


Aber wo wir schon beim Thema Gesetze, Geld und Steuern sind: Das ist ja eine wahre Fundgrube an Absurditäten. Wie gut wenn man (ich) fähige Juristinnen um sich hat, die schonmal bei der Aufdeckung solcher Absurditäten helfen und außerdem noch einen fantastischen Schreibstil haben. Da lasse ich Sophia am allerbesten selbst zu Wort kommen (tausend Dank!!!):


Wenn Du mal ein wirklich abstruses und teilweise sehr komisches Thema abarbeiten willst, sieh Dir mal die Listen an, was in Deutschland alles unter den reduzierten Mehrwertsteuersatz fällt. Da wimmelt es vor Kuriositäten und man fragt sich, was die – vermutlich mehrheitlich Herren der hohen Politik – geraucht haben, als sie das zusammengestellt haben. Kostprobe: Zichorien sind ermäßigt, wenn sie roh sind, geröstet allerdings muss man 19% drauf legen. Die Alltagsrelevanz dieses Beispiels mag man in Frage stellen. Immerhin hat man sich anscheinend bei der letzten Reform entschieden, das Reitpferd vom ermäßigten Satz auszunehmen. Bis dahin fiel es darunter, weil man es ja theoretisch auch essen kann.


Wir hatten einen sehr vergnüglichen weiteren Austausch zum Thema, und Auszüge dessen kann ich Euch unmöglich vorenthalten. So fragen wir uns inzwischen beide, warum wohl Rosmarin und Basilikum zur Verwendung beim Kochen nur mit 7% besteuert werden, Thymian und Salbei aber mit 19%. Kakao ohne Zucker fällt genauso wie Zucker ohne Kakao unter den günstigen Steuersatz, Kakao MIT Zucker aber nicht. Ich habe weiterhin gelernt dass es Hausschafe gibt, dass auf Wale 19% Steuern draufgelegt werden und dass Kinderbücher zum Bilder ansehen weniger Steuern kosten als Kinderbücher zum Bilder ausschneiden.


Mal ehrlich. Welche Arbeitsgruppen müssen sich mit solchen Dingen befassen? Und vor allem: Wie viel Geld kostet das bitte, diese Menschen mit Walen, Reitpferden und Kinderbüchern zu beschäftigen? Ich bin sicher, mit diesem Geld könnte man das 9-Euro-Ticket noch bis 2023 finanzieren, ohne dass der Herr Finanzminister nennenswerte Einschränkungen seines Budgets vornehmen müsste.


Aber der Gedanke ist wahrscheinlich zu absurd.


Genießt das Wochenende!




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