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  • Kerstin

14.10.2022: Buntes Treiben

Es ist ganz eindeutig Herbst. Das merke ich nicht nur daran, dass mein Kellerbüro plötzlich wieder kalt ist und ich Pullover tragen muss, sondern auch an deutlich schöneren Dingen, insbesondere diesseits des Atlantiks: an den vielen, warmen Farben, die die Flora der amerikanischen Ostküste zu einer wahren Attraktion machen. Das Feuerrot, strahlende Gelb, das noch vereinzelt vorhandene satte Grün und sämtliche Farbtöne dazwischen lassen mich jeden Tag aufs Neue staunen.

Und als die beste Frau der Welt, das Kind des Hauses und ich gestern Nachmittag noch kurz unterwegs waren, kam die Frage auf warum das eigentlich passiert.

Na, wer hat noch im Biounterricht nicht aufgepasst!? Ich weiß, lange her. Aber dafür gibt es ja die Freitagsmail.


Also. Es passiert einfach wahnsinnig viel in den Bäumen, wenn die Tage kürzer werden. Und genau das ist auch schon der Schlüssel. Beziehungsweise der Wecker für die Bäume: Achtung, es kommt weniger Sonne und weniger Wärme! Weniger Sonne(nlicht) bedeutet: Der Baum kann nicht mehr so viel Photosynthese betreiben. Weniger Photosynthese bedeutet auch: weniger Chlorophyll wird benötigt – das ist der grüne Farbstoff in den Blättern. Damit aber dieser lebensnotwendige Stoff nicht verschwendet wird – immerhin wird der ja im Frühjahr wieder dringend gebraucht – zieht der Baum den Stoff einfach um, nämlich in Stamm, Zweige und Wurzeln. Und wenn die grüne Farbe dann weg ist, sieht man endlich was sonst noch alles so im Blatt ist, aber im Sommer vom Grün geradezu verschluckt wird: Karotinoide (gelb/orange), Xanthophylle (gelb) oder Anthocyane (rot). Genau genommen, werden also die Blätter der Bäume gar nicht ver- sondern entfärbt.


Die gelb/rote Farbe ist übrigens auch ein guter Sonnenschutz. der Rückzug von Chlorophyll und anderen Nährstoffen aus den Blättern führen nämlich auch dazu, dass diese an Stärke verlieren – und damit auch empfindlicher werden. Um aber auch zum Blatt-Lebensende noch die letzten Brocken Chlorophyll zur Photosynthese zu nutzen und dabei keinen Sonnenbrand zu bekommen, bilden sie rasch noch die rot-gelben Anthocyane direkt unter der Oberfläche. Die schirmen das Blatt gegen die UV-Strahlung der Sonne ab. Und – noch ein kleiner Fun Fact zum Schluss – weil diesseits des Atlantiks einfach deutlich mehr die Sonne scheint als in Zentraleuropa (sorry Leute), gibt es hier auch deutlich mehr leuchtend gelb-rote Bäume.


Schon ziemlich cool, diese Baum-Biologie. Oder? Es gibt übrigens Leute die sagen, Bäume können noch viel mehr. Laufen zum Beispiel. Aber das halte ich dann doch für ein Gerücht.


Bunte Wochenendgrüße!




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