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  • Kerstin

11.September 2020: Sinneswandel

Was eine Pandemie nicht alles schafft. Da rede ich mir jahrelang den Mund fusselig, um meine Kolleg:innen davon zu überzeugen, dass eine Grippeschutzimpfung eine gute und sinnvolle Sache ist. Nicht nur für die eigene Gesundheit (dafür sogar am wenigsten), sondern auch und vor allem als Schutz gegenüber den Schwächeren in unserer Gesellschaft. Also denen, die aus verschiedensten Gründen keine Impfung erhalten können. Das sind zum Beispiel Menschen mit Immunschwäche. Oder schwangere Frauen. Oft sind das auch alte Menschen. (Merkt Ihr was? Schonmal gehört? Hm?)

Aber irgendwie hat das nicht besonders viele Leute motiviert, zur Grippeimpfung zu gehen. Die ja im Übrigen bei uns kostenlos und während der Arbeitszeit zu bekommen ist und in etwa so lange dauert wie ein Gang zur Toilette bzw. deutlich schneller als eine Zigarette zu rauchen. Mit eindeutig weniger Nebenwirkungen.

Und jetzt kommt das Jahr 2020. Das mit dem Virus. Also mit diesem anderen Virus. Und was passiert? Plötzlich rennen die Kolleg:innen der Betriebsärztin die Bude ein. Schon jetzt sind mehr als doppelt so viele Termine angeboten wie den vorherigen Jahren. Alles ausgebucht. Sollten da etwa ein paar Argumente (siehe oben – Herdenimmunität, Schutz der Schwächeren, etc) doch relevant und endlich verstanden sein und mehr als nur ein Lächeln und Schulterzucken hervorrufen? Oder hat einfach niemand Lust, wegen einer banalen Grippe 2 Wochen in Quarantäne zu gehen, weil ja erstmal der COVID-Verdacht ausgeräumt werden müsste? In den USA werde ich jedenfalls fassungslos angeschaut wenn ich erzähle dass es in Deutschland keine Grippe-Impfempfehlung und grundsätzliche Impfpflicht für Kinder gibt. In einigen Dingen ist man auf dieser Seite des Atlantiks tatsächlich fortschrittlicher. Und wenn es nur Impfen und WLan ist.

Wie auch immer. Ich nutze die Gunst der Stunde, um nochmal zu appellieren. Auch die „banale“ Grippe kann töten. Vielleicht nicht Euch, aber einige derjenigen, die Ihr theoretisch anstecken könnt. Genau wie das auch bei Masern, Mumps und Röteln der Fall sein kann.


Lasst Euch impfen! Hört auf, die Held:innen zu spielen („ich schaff das schon mit der Grippe“). Und hört auf, die Mimosen zu spielen („Es geht mir nach einer Impfung immer so schlecht“). Es ist ein Privileg, einen Impfstoff zur Verfügung zu haben – sogar dann, wenn er nicht 100% Schutz, sondern vielleicht nur 50% Schutz bietet. Das ist kein Grund fürs Impfstoff-Bashing („da haben sie sich wieder mal vertan mit den Grippe-Stämmen diese Saison“), sondern gesellschaftserhaltende Lebensrettung. Das haben wir doch alle aus den letzten Monaten gelernt – oder?

Und jetzt sind wir wieder so ernst im Thema, dass die kleine Wort-Bild Schere im Anhang beinahe makaber rüberkommen könnte. Aber Ihr versteht das schon richtig. Ich hole mir jedenfalls nächste Woche meinen Impf-Termin. Wäre ja schade, das zu verpassen.

Vorherbstliche Wochenendgrüße !



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