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  • Kerstin

09. Juli 2021: Indivi-Duell

Diese Fußball EM ist blöd. Es gibt beinahe mehr Eigentore als Fremdtore (also die richtigen Tore – eigenes Team, anderes Netz bzw umgekehrt. Ihr wisst schon.). Alle Teams aus der angeblichen „Todesgruppe“ sind spätestens im Achtelfinale raus. Ungefähr 300 finnische Fans, die das letzte Vorrundenspiel ihrer Mannschaft in St. Petersburg gesehen haben, haben nachweislich ein paar Coronaviren mit nach Hause genommen. Regenbogen sind verboten, außer wenn sie am Arm eines Fußballkapitäns zu sehen sind. Und England schummelt sich irgendwie bis ins Finale und eliminiert Turnierliebling Dänemark nur mit tatkräftiger Hilfe des Schiedsrichtergespanns. Das macht doch keinen Spaß mehr.


Da versuche ich doch lieber, das Augenmerk auf die schönen Dinge des Turniers zu lenken.

Auf die Tattoos zum Beispiel. Und davon gibt es ja auf dem Rasen wirklich viel zu sehen. Da gibt es Löwenköpfe, Rosenkränze, Kindernamen in Hülle und Fülle, Superhelden – und das alles auf gut durchtrainierten Männerkörpern. Sowas kann man bestimmt in 200 Jahren im Louvre als Statue bewundern.


Ich habe viel darüber nachgedacht warum gerade Fußballer einen so offensichtlich starken Hang dazu haben, sich mit möglichst vielen Tattoos zu versehen. Vielleicht liegt es daran, dass sie ja ansonsten irgendwie alle gleich aussehen. Perfekte Frisur, alle die gleichen Klamotten, alle die gleichen Gesten beim mit-schmerzverzerrtem-Gesicht-auf-den-Rasen-werfen, alle die gleichen Aussagen vorm Mikrofon – vielleicht sind die Tattoos der Individualismus, der ihnen ansonsten nicht gestattet wird?!


Ich hoffe nur, dass alle genau wissen was sie tun. Wobei: Inzwischen gibt es ja ein recht florierendes Geschäft für Tattooentfernungen. Ob es wirklich so schmerzhaft ist wie im angehängten Fall suggeriert, kann ich nicht sagen, will es aber auch nicht unbedingt ausprobieren.


Einer hat sich übrigens am physischen Individualismus in all den Jahren nicht beteiligt. Er weiß vermutlich, dass sein Wiedererkennungswert auch ohne Körperschmuck sehr hoch ist. Seine Begründung für die nicht vorhandene Farbe unter der Haut hat allerdings nichts mit seiner Eitelkeit zu tun (sagt er zumindest): Der Herr weiß, dass man nach dem Stechen eines Tattoos für mehrere Monate lang nicht Blut spenden darf. Und das Risiko will er nicht eingehen. Vorbildlich.


Und wer jetzt weiß von wem ich spreche, hat sich zur Belohnung das Finale am Sonntag wirklich verdient, mit allem drum und dran: mit vielen Coronaviren, Regenbogen (bestimmt irgendwo), Tattoos, und vielleicht sogar noch ein paar (eigen)Toren.


Forza Azzurri – genießt das Wochenende.




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