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  • Kerstin

04. Februar 2022: Hatschi!

Die beste Frau der Welt hats erwischt. Irgend so ein Mikroorganismus hat ihr Immunsystem getrickst und sich in den oberen Atemwegen breit gemacht.

Das ist soweit dieser Tage nichts Besonderes. Gefühlt haben es ja gerade alle. Aber: Es ist nicht COVID. Dank der Tests, die wir aus Deutschland in gerade noch nicht-kommerziellen Mengen eingeführt haben, wissen wir das genau.


Aber das ist hier eigentlich nur Nebensache. Das eigentlich Interessante ist unser erstes echtes Telemedizin-Erlebnis. Arbeitsbedingt spreche ich beinahe jeden Tag davon, aber unser Haushalt hat bislang noch keinen Gebrauch von Online-Sprechstunden gemacht. Wir sind wohl zu gesund. Und Routineuntersuchungen bei Zahn- oder Frauenärztin werden aus nachvollziehbaren Gründen bislang noch nicht angeboten.

Nun also war es an der Zeit. Das ist ja schon toll: Man meldet sich einfach beim von der Krankenkasse bezahlten Anbieter an (unserer hat den wohlklingenden Namen Teladoc), klickt auf „jetzt online Termin vereinbaren“, sucht den Zeitpunkt „sofort“ aus – und schon ist man dran. Ohne Anfahrtsweg und Wartezimmer mit Mikroorganismus-Austausch mit den anderen Patient*innen – einfach nur ein Online-Meeting, die wir ja inzwischen alle ohnehin in- und auswendig kennen. Das Rezept wird im Anschluss gleich elektronisch an die Apotheke in der Nachbarschaft übermittelt, die Ehefrau macht einen Schneespaziergang und holt das Zeug ab, und 20 Minuten nach dem ersten Klick ist alles erledigt und die erste Tablette schon intus. Toll.


Es geht sogar noch besser: Bei Teladoc bekommt man auf Wunsch kostenlos eine*n Dolmetscher*in zum Gespräch. Das hat die beste Frau der Welt gestern, beim Folgetermin, gleich mal genutzt. Bei Fachbegriffen wie Nasennebenhöhlenentzündung kann sowas ja durchaus hilfreich sein.


Nun ja. Brian, der zugeteilte Dolmetscher, hat sich wirklich bemüht. Brian kann durchaus gut Deutsch, und auch wirklich gut Englisch. Und ich nehme an, dass Brian in typisch klischee-männlicher Art sich gedacht hat, dass er ja dann alle Voraussetzungen mitbringt, die man als Dolmetscher so braucht. Dass ein wenig Kenntnis medizinischer Fachtermini möglicherweise essenziell für ein Telemedizin-Service sein könnte, fanden offenbar sowohl Brian als auch Teladoc nicht so wichtig. Bei der besten Frau der Welt (und mir – ich durfte mithören) führte das zunächst zu Heiterkeitsausbrüchen, dann zu leichter Verzweiflung und am Ende dazu, dass die beste Frau der Welt die Kommunikation mit Frau Doktor am anderen Ende der Leitung doch wieder selbst gemacht und erfolgreich Antibiotika gegen die bakteriell verursachte Sinusitis erhalten hat – ansonsten wäre es wahrscheinlich ein Asthmaspray geworden.


Ich habe mich ernsthaft gefragt, ob sich eine Frau mit den gleichen Kompetenzen und Grundkenntnissen ebenfalls auf den Dolmetscherin-Job beworben hätte?! Oder – auch Klischee – ob wir Frauen erst mindestens 3 Harvard-Zertifikate zum Simultan-Dolmetschen in 4 verschiedene Sprachen machen würden, bevor wir uns bewerben würden? Aber das fangen wir jetzt vielleicht nicht an, sondern beleuchten diese Frage mal in einer separaten Freitagsmail.

Immerhin – grundsätzlich ist das ein toller Service. An der Übereinstimmung von Titel und Performance kann man ja noch arbeiten. Apropos – mich würde interessieren, ob der Herr im angehängten Beispiel so performt wie das Schild es suggeriert. Er hat ja gleich doppelten Grund dazu.


Genesende Wochenendgrüße!




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