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01. Mai 2020: Das Arbeits-Paradox

  • Kerstin
  • May 1, 2020
  • 2 min read

Es ist der Tag der Arbeit, und ich frage mich, wie jedes Jahr, warum ausgerechnet an diesem Tag eigentlich niemand arbeitet. Außer den Amis. Und das ist im Grunde noch paradoxer als das Paradoxon des nicht-arbeitens am Tag der Arbeit – denn der Tag der Arbeit ist erst durch die Amis wirklich zum Tag der Arbeit geworden. Die haben nämlich am 1. Mai 1886 massenhaft demonstriert, um den 8-Stundentag durchzusetzen. Und gerade deshalb eben NICHT gearbeitet. Und das hat die Welt ihnen dann nachgemacht. Nur die Amis selbst haben das offenbar vergessen und den Tag lieber in den September gelegt.

Also: eigentlich ist der 1. Mai also der Tag der Arbeitenden oder der Arbeiterbewegung. Und während Ihr in Europa das lange Wochenende feiert, ausschlaft und an die Arbeitendenbewegung denken könnt, werde ich diesen Feiertag wörtlich nehmen und mich als Arbeitende bewegen – vom Bett sozusagen direkt an den Schreibtisch. Weit ist der Weg zur Arbeit dieser Tage ja nicht.

A propos wörtlich nehmen. Es ist schon interessant, wie sich unser gesellschaftlicher Diskurs in den letzten Wochen verändert hat. Worüber wir in diesen Tagen nicht alles reden. Wenn wir uns die Überschriften der gängigen deutschen Zeitungen aus den letzten Tagen mal ansehen – vor drei Monaten hätten wir noch gedacht, die Autoren seien entweder vollkommen übergeschnappt oder hätten sich Desinfektionsmittel gespritzt. Belege im Anhang.

Nun ist die Welt aber so wie sie derzeit ist, und wir werden uns auch weiterhin mit diesen und ähnlichen Begebenheiten auseinandersetzen müssen. Es hilft nichts. Daher: Bleibt doch einfach heute mal im Bett – endlich ist das Wetter auch mal schlecht genug dafür – flattet weiterhin ordentlich die curve, lest die eine oder andere amüsante Überschrift in der Online-Zeitung Eures Vertrauens und denkt ein bisschen an die armen Arbeitenden jenseits des Atlantiks, die den Tag der Arbeitenden ganz unparadox wieder zum Tag der Arbeit machen. Im September tauschen wir dann einfach – allerdings bitte ohne weitere haarsträubende Titelseiten, das wäre doch mal ein Ziel. Oder?

Kommt gut in den Mai!




Quelle: Twitter

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