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  • Kerstin

01. April 2022: Besonders

Vor gut eineinhalb Jahren spazierten die beste Frau der Welt und ich durch das coronabedingt nahezu menschenleere Manhattan. Ein sehr ungewöhnlicher, sehr besonderer Zustand, die Stadt, die doch angeblich niemals schläft, in einer besonderen Art des Schlafes zu erleben, und irgendwie auch zu genießen.

Wir haben von diesem Ausflug im Sommer 2020 ein besonderes Mitbringsel nach Hause geholt: in den Straßen rund um den Washington Square Park säumen viele Ginkgobäume die Straßen; und unter ebendiesen sprossen damals einige kleine Ginkgo-Pflänzchen aus der Erde – und einer davon fand aus Versehen auf hier nicht weiter erläuterte Weise den Weg zu uns nach Hause und wurde so dem ansonsten sicheren Tod durch den Schredderer entrissen.


Ginkgos sind meine absoluten Lieblinge des Pflanzenreiches. Aus Gründen – der Ginkgo ist wahrlich eine besondere Pflanze. Ginkgos gehören weder zu den Nadel- noch zu den Laubbäumen – und zu den wenigen Pflanzen, die sowohl Dinosaurier als auch Eiszeiten und Feuersbrünste überlebt haben (Es gibt fossile Ginkgo-Funde, die etwa 200 Millionen Jahre alt sind). Aus Verletzungen der Rinde wachsen oftmals einfach neue Äste, und selbst starke Luftverschmutzung kann dem Ginkgo offenbar nicht viel anhaben. Einzelne Bäume können weit älter als 1000 Jahre werden – der älteste Vertreter seiner Art in Deutschland hat mit seinen ca. 240 Jahren daher wohl erst seine Kinderjahre hinter sich.


Für mich persönlich ist der Ginkgo auch deshalb ein besonderer Baum, weil er seit Jahrhunderten in Form von Extrakten als Arzneimittel verwendet wird. Anders als bei vielen anderen pflanzliche Arzneimitteln gibt es sogar eine Reihe hochwertiger klinischer Studien, die beispielsweise die Wirkung auf die geistige Fitness bei älteren Personen, zur Durchblutungsförderung sowie zur Bekämpfung von Demenz untersucht haben. Zugegeben, mit eher mittelmäßigen Ergebnissen zur Wirksamkeit. Das ist aber immerhin deutlich mehr als die Wirksamkeit von beispielsweise Meditonsin mit dem berühmten, äh, Tri-Komplex (nur zur Erinnerung: Homöopathie wirkt nicht über den Placebo-Effekt hinaus!!).


Als wir nach besagtem besonderen Abend mit dem besonderen Pflänzchen nach Hause kamen, hatte dieses vor lauter Stress bereits alle (4) Blätter verloren; und ich hätte mich des kleinen Stämmchens beinahe entledigt. Im letzten Moment habe ich es mir dann doch anders überlegt und den blattlosen Setzling kurzerhand in die Erde gesteckt.

Und jetzt sitze ich an unserem Küchentisch und schaue mir an was alles entstehen kann, wenn man den Dingen (dem Ginkgo) nur eine Chance gibt. Was nicht alles entstehen kann, wenn nur die richtigen Voraussetzungen und Eigenschaften gegeben sind: Widerstandskraft, Geduld und der Glaube ans Ziel. Da können wir uns vom Ginkgo doch wirklich mal einiges abschauen, vor allem in den heutigen Zeiten. Und in diesem Falle gibt es für mich sogar noch die Erinnerung an einen besonderen Tag zu einer sehr besonderen Zeit.


Resiliente Wochenendgrüße!



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