19. Juni 2020: romantische Analytik
- Kerstin
- Jun 19, 2020
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Die Zeiten ändern sich. Derzeit habe ich das Gefühl, wir befinden uns im Zeitraffer. Die globalen Veränderungen, denen wir uns in den letzten 8-12 Monaten stellen mussten, sind ja unglaublich. Und reichen eigentlich für die nächsten 20 Jahre. Oder so.
An dem Punkt kommt dann aber doch die Analytikerin in mir zum Zuge. Ich habe mich in der letzten Zeit öfter gefragt, ob das wirklich alles so plötzlich kam. Klar, so ein Coronavirus kommt irgendwie schon plötzlich. Eine winzige Mutation und ZACK – da isser in der Menschenwelt. Aber das andere große Thema – die Rassismus-Debatte – kam zwar mit großer Wucht und für viele von uns überraschend. Aber wenn wir mal genauer hinschauen, hat sich dieser Moment seit ungefähr 400 Jahren angebahnt. Und ganz vielleicht hätten wir auch schon ahnen können, dass so ein Virus in die Welt kommt und ein bisschen COVID macht!? Nach SARS, MERS und Outbreak (diesem Film aus den 90erjahren mit Rene Russo, Dustin Hoffman und dem jungen, unverurteilten Kevin Spacey, für die, die damals noch nicht geboren waren) waren wir durchaus gewarnt, oder? Aber so funktioniert unser menschliches Gehirn nun mal nicht. Was weit weg ist, ist irgendwie Fiktion, und wir versuchen eben, unser naives, manchmal kindliches, Vertrauen darin dass uns selbst schon nichts passieren wird, irgendwie in die Realität mitzunehmen. Ganz offenbar erging es genauso auch der Person auf dem angehängten Bild. Früher war eben alles besser.
Und so müssen wir alle gemeinsam eben heute lernen wie das ist, wenn wir Missstände lange verdrängen, weil sie eben die anderen treffen und nicht uns selbst. Viren in Asien oder im Film, Rassismus in Amerika und sowieso nur bei der Polizei.
Und nun weicht die Analytikerin der Romantikerin. I have a dream…Vielleicht, ganz vielleicht, könnten wir uns ja mal überlegen was sonst noch ganz plötzlich passieren könnte. Dabei müssen wir vielleicht nicht so weit gehen wie die Aluhut-Verschwörungstheoretiker:innen, deren Denkweise nun relativ wenig auf Fakten beruht, sondern eher auf dem Dunning-Kruger-Effekt (siehe auch die Freitagsmail von letzter Woche). Aber so ein grundsätzliches Nachdenken über das Zeitgeschehen hätte gleich zwei positive Effekte: Zum einen wären wir nicht mehr ganz so überrollt von Ereignissen; das ist gut für unseren Stresslevel und damit die Gesundheit. Und zum anderen könnten wir uns jetzt schon Maßnahmen überlegen, um die zukünftigen Katastrophen zu verhindern oder wenigstens besser mit ihnen umzugehen. Vielleicht bleiben die zeitgerafften Ereignisse von 2020 ja dann doch ein historischer Einzelfall.
Verträumte Grüße zum Wochenende!


Quelle: Twitter
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