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  • Kerstin

18. September 2020: Diverses am Feierabend

Seitdem wir Pandemie-bedingt die Feierabende überwiegend zu Hause verbringen, hat sich eine kleine Tradition entwickelt: Regelmäßig machen wir am Freitagabend (also praktisch kurz nach der Freitagsmail) ein Hoch-die-Hände-Wochenende-Abendessen mit unseren guten Freunden aus der Nachbarschaft. Meistens gibt es Pizza, ab und zu auch mal gesammelte gegrillte Essensreste, und immer ein gemütliches deutsch-britisch-amerikanisches Beisammensein mit vier Erwachsenen, drei Kindern und etwas Flüssigem zum Anstoßen auf die gemeisterte Woche.

So auch am letzten Freitag. Diesmal war Resteessen dran. Reibekuchen aus den alten Kartoffeln, bunter Salat, 6 Zucchini und 4 Maiskolben vom Grill und noch ein paar Kleinigkeiten. Das Kind des Hauses alberte mit ihrer besten Freundin am Tisch herum. Plötzlich drehen sich beide zu mir um und fragen mich, ob ich den Vater besagter bester Freundin, der diesmal direkt neben mir am Tisch saß, denn „mögen“ würde („Do you like him?“). Natürlich meinten sie das ganz anders als ich, und als ich ja sagte, konnten beide kaum aufhören zu kichern. Ich glaube das nennt man Prä-Pubertät (beginnt die heutzutage schon mit 7 bzw. 8 Jahren??!!).

Auch ich habe mich köstlich amüsiert. Vor allem aber habe ich etwas später noch über die Frage der beiden nachgedacht und mich wirklich gefreut. Warum? Weil es für die beiden völlig normal war, dass ich in unseren Freund verliebt sein könnte. Auch wenn mich beide ausschließlich als lesbische Frau kennengelernt haben, die mit einer Frau (übrigens der besten der Welt) verheiratet ist. Kinder denken aber nicht in den Kategorien, die wir gelernt haben – für sie ist klar, wenn zwei Menschen sich gut verstehen, dann können sie ineinander verliebt sein – ob Mann, Frau oder irgendetwas dazwischen. Geschlechter und Sexualität sind dabei völlig unerheblich und eben keine Kategorie, die unumstößlich feststeht.

Mir macht das Hoffnung. Nämlich, dass wir unsere Kinder als tolerante, offene Menschen erziehen können, die Diversität leben und annehmen, wenn sie das vorgelebt bekommen. Und wir Erwachsene können dabei feststellen, dass unsere Weltordnung nicht zusammenbricht, nur weil die eine oder andere gesellschaftliche Struktur, mit der wir groß geworden sind, in sich zusammenfällt. Damit wird das Leben nicht unsicherer, sondern ausschließlich bunter.

Das angehängte Bildchen zeigt, dass wir insgesamt auf einem guten Weg sind, finde ich. Auch wenn noch viel zu tun ist bis zur wahren Diversity. Aber wir können ja bei uns selbst anfangen den Weg zu gehen. Dann gehen sogar Reibekuchen und Mais vom Grill zusammen auf dem Abendessenstisch. Auch wenn ich den Mais bestimmt nicht esse. Aber ich akzeptiere dass er da ist. Tut mir ja nicht weh, macht aber jemanden glücklich. Und darum geht es doch irgendwie.

Bunt-diverse Wochenendgrüße !



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