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16. Oktober 2020: Angewandte Physik

  • Kerstin
  • Oct 16, 2020
  • 2 min read

Das Leben kann so gemein sein. Da sitze ich am Montag in so einem endlosen Meeting-Marathon, der mir nicht mal Zeit für eine Mittagspause lässt. Die Amis können das ja, für jeden Pups ein Telefonat aufzusetzen. Montag war so ein Tag. 7.15 bis 14 Uhr ohne Pause. Zum Glück habe ich ein Homeoffice mit Blick ins Grüne und – viel wichtiger – eine Familie, die sich, trotz eigener voller Kalender, um mein Wohlergehen kümmert. Die beste Frau der Welt bringt mir sogar das Mittagessen vorbei – lecker gebratene Nudeln mit selbstgemachtem Pesto, noch in der Pfanne, mit Deckel drauf damit alles schön warm bleibt.

Und dann geht der Deckel nicht auf.

Nein, wirklich. Der Deckel – einige Millimeter zu klein für die Pfanne – hat sich ganz offensichtlich festgesaugt. Egal wie sehr ich ziehe, drehe, die Pfanne abkühlen lasse: Nichts geht mehr.

Wer in seinem/ihren Leben schonmal hangry war, kann sich vielleicht in die Situation hineinversetzen. Seit Stunden in Meetings, der Essensduft durchzieht das Büro, der Magen knurrt. Die Erlösung steht DIREKT vor der Nase und ist doch unerreichbar. Ist das schon Folter?

Zumindest die akute Frustration konnte (nach den Meetings) mit Nutellabrot und anderen Leckereien aus dem Kühlschrank gemindert werden. Wie aber nun den verflixten Deckel wieder aus der Pfanne bekommen?

Auf zur Physikstunde. Wärme dehnt aus, Kälte zieht zusammen. Haben wir alle mal gelernt. Also die Pfanne 20 min ins Tiefkühlfach und dann wieder auf den Herd – dabei den Deckel mit einem nassen Tuch kalt halten, sodass sich nur die Pfanne, nicht aber der Deckel ausdehnt.

Ergebnis: Siehe Anhang 1. Auch nach mehreren Versuchen bewegt sich rein gar nichts. Mittlerweile ist es Dienstagabend und meine armen Nudeln sind immer noch eingesperrt. Nicht dass ich sie jetzt noch essen wollen würde. Aber inzwischen geht es ums Prinzip. Ich will meine Nudeln!

Am Mittwoch gehe ich über von der Thermodynamik hin zur Mechanik. Schraubenzieher, Hammer, Nägel, Schrauben und diverse andere im Hause verfügbare Werkzeuge werden eingesetzt, vermögen aber weder der Pfanne noch dem Deckel ernsthaft zuzusetzen, geschweige denn die Nudeln zu befreien. Dafür blättert ein Teil der Pfannenbeschichtung ab und eine Schraube verirrt sich versehentlich in meinen Zeigefinger. Aua.

Donnerstag. Ich gebe dem Ganzen noch eine letzte Chance. Unser Handwerker und Freund Stephen, der uns eigentlich nur neue Lampen anbringen soll, nimmt sich der Sache an. Wir bleiben beim Kapitel Mechanik. Mit Metallbohrer wird den Pesto-Nudeln jetzt zu Leibe gerückt.

Und tatsächlich: Der Deckel gibt nach.

Aber nicht ab.

Ergebnis: Siehe Anhang 2. Durch ein kleines Loch im Deckel kann ich meinen Nudeln zumindest zum Abschied zuwinken. Und lerne, dass Pfanne und Deckel sich offenbar so gern haben, dass sie gar nicht aneinander gesaugt haben, sondern im wahrsten Sinne des Wortes miteinander verschmolzen sind. Das bringt zwar weder mein Mittagessen noch unsere Küchengeräte zurück, ist aber zumindest eine romantische Vorstellung. Das tröstet mich zumindest ein wenig.

Und am Wochenende kaufe ich dann wohl eine neue Pfanne. Mit passendem Deckel. Das klingt genauso schön, ist aber einfach praktikabler.

Herbstliche Wochenendgrüße!




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