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  • Kerstin

15. Oktober 2021: Laaaaangweilig

Ich erinnere mich noch gut. Vor ein paar Jahren, noch im deutschen (Großraum)Büro im dritten Stock, haben meine Kolleginnen und ich öfters unseren (einzigen männlichen) Kollegen ordentlich auf die Schippe genommen, wenn er mal wieder endlos mit seinem Bein wippte und alle in seiner näheren Umgebung halb wahnsinnig machte. Wahrscheinlich tut er das immer noch (oder?). Und inzwischen weiß ich, dass er gar nichts dafür kann.


Denn ich bin sicher, sehr viele von uns kennen das. Wenn wir – meist bei der Arbeit, wenn wir am Schreibtisch sitzen – entweder müde, gelangweilt oder sehr konzentriert sind, geht es los mit Fidgeting. Ein Zoom Meeting nach dem anderen, den Stift in der Hand, einen Block neben der Tastatur, und am Ende schauen wir erstaunt auf ein unbewusst erstelltes Kunstwerk. Solche habe ich als Kind oft auf dem Schreibtisch meines Vaters gesehen (damals ging das sogar ohne Zoom). Andere Leute spielen mit dem Ring am Finger, kauen auf den Haaren, haben dem Kind des Hauses einen Fidget Spinner oder – neuester Spleen der Jugend von heute – ein pop it gemopst oder drehen einfach nur den Kugelschreiber zwischen den Fingern. Mein neuestes Zoom-Spielzeug ist ein Haufen bunter, sehr kleiner magnetischer Kügelchen, mit denen man die tollsten Gebilde bauen kann. Beweis meiner Unterbewusstseins-gesteuerten Kreativität im Anhang.


Aber warum tun wir das eigentlich? Ihr wisst was jetzt kommt: jawohl, es ist Zeit für ein kleines bisschen unnützes Wissen.

Also. Es gibt gleich drei plausible Erklärungen für unseren Hang zu Fidgets. Zwei davon sind recht gut bekannt: Was andere halb wahnsinnigmacht (Bein wippen – siehe oben), bringt den Betroffenen genau das Gegenteil: Konzentration. Tatsächlich ist gut belegt, dass solche Mikrobewegungen vielen Personen helfen, sich auf das eigentliche Geschehen (Paper lesen, langweiliger Konversation folgen, etc) zu konzentrieren. Besonders gut Erfolge hat diese Methode bei ADHS-Patient*innen gezeigt. So wird übermäßiger Bewegungsdrang (oder auch normaler, wenn man den ganzen Tag ruhig am Schreibtisch sitzen muss) kanalisiert und der Weg ist frei für mentale Höchstleistungen.

Weiterhin kann genau diese Bewegung Angst- und Stresslösend sein – auch dazu gibt es eine Menge Ge- und Erforschtes, worauf ich hier aber nicht weiter eingehe. Ich will Euch schließlich keinesfalls länger als die gewohnten 2 Minuten von der Arbeit abhalten. Interessierten stelle ich aber natürlich gern die einschlägige Literatur zur Verfügung.

Die dritte Erklärung fürs Fidgeting ist nicht ganz so bekannt, dafür aber umso interessanter: Mit Fidgeting nimmt man ab! Im Vergleich zum Arbeiten am Schreibtisch ohne Mikrobewegungen ist nämlich der Kalorienverbrauch des Körpers um 29% (im Sitzen) bzw. 38% (im Stehen) erhöht! Das resultiert in bis zu 800 zusätzlichen Kalorien, die täglich verbraucht werden, oder umgerechnet etwa einem extra-Snickers pro Tag.


Lieber Navin: Ich sage nie wieder etwas gegen Dein Wackelbein, egal welcher der drei Gründe dafür verantwortlich ist.


Und, welchen Fidget habt Ihr in eurem Repertoire? Und vor allem: warum?

Lasst mal hören – bis dahin werde ich meine Magnetkügelchen weiter umbauen und mich ordentlich auf die Arbeit konzentrieren. Mit Snickers.


Entstresste Wochenendgrüße!





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